Im Inter­view mit den Bundestagskandidat*innen aus Lich­ten­berg spricht Lau­ra Sophie Dorn­heim (Bünd­nis 90/Die Grü­nen) über die Viel­fäl­tig­keit des Bezirks, Fri­days for Future und die The­ma­tik des Genderns.

War­um kan­di­die­ren Sie für den Bundestag?

„Ich bin seit meh­re­ren Jah­ren bei den Grü­nen aktiv und habe irgend­wann fest­ge­stellt, dass ich für poli­ti­sche Arbeit noch mehr bren­ne als für mei­nen Job in der Digi­tal­bran­che. Des­we­gen will ich Poli­tik zum Beruf machen und Ver­ant­wor­tung für unse­re Gesell­schaft und unse­re Zukunft über­neh­men! Gera­de Digi­tal­ex­per­ti­se fehlt in der deut­schen Poli­tik noch oft, die will ich mit­brin­gen und ein­brin­gen. Und natür­lich fin­de ich wich­tig, dass es mehr Frau­en im Bun­des­tag gibt!“

Was wol­len Sie kon­kret für Lich­ten­berg erreichen?

„Lich­ten­berg ist ein unglaub­lich viel­fäl­ti­ger Bezirk, von den Plat­ten­bau­ten im Nor­den zu den Vor­gär­ten in Karls­horst. Hier leben Men­schen, die in der DDR, in Viet­nam oder in Syri­en auf­ge­wach­sen sind. Ich will, dass alle, die hier leben, die glei­chen Chan­cen und Rech­te haben, ins­be­son­de­re die Kin­der und Jugend­li­chen in Lich­ten­berg – egal woher ihre Eltern kom­men oder wie­viel sie ver­die­nen, egal ob sie mit einer allein­er­zie­hen­den Mut­ter oder mit zwei Papas aufwachsen.

Ein The­ma, das mir sehr wich­tig ist, ist ein Recht auf schnel­les und bezahl­ba­res Inter­net für alle, denn im 21. Jahr­hun­dert ist Inter­net kein Luxus mehr, son­dern ein sozia­ler Raum, zu dem alle gleich­be­rech­tigt Zugang haben sol­len. Natür­lich wer­de ich auch mit mei­nen grü­nen Kolleg*innen auf Lan­des- und Bezirks­ebe­ne zusam­men­ar­bei­ten, wenn es z.B. dar­um geht, mehr und siche­re Rad­we­ge für Lich­ten­berg zu realisieren.“

Lich­ten­berg ist ein unglaub­lich viel­fäl­ti­ger Bezirk, von den Plat­ten­bau­ten im Nor­den und den Vor­gär­ten in Karlshorst.

Lau­ra Sophie Dorn­heim (Bünd­nis 90/Die Grünen)

Sind Sie der Mei­nung, dass 16-Jäh­ri­ge ein poli­ti­sches Urteil fäl­len kön­nen und das Wahl­al­ter ab 16 ein­ge­führt wer­den soll­te?

„Kur­ze Ant­wort: Abso­lut! Lan­ge Ant­wort: Die Grü­nen set­zen sich für ein Wahl­al­ter ab 16 ein und das fin­de ich abso­lut rich­tig und wich­tig. Wah­len ent­schei­den über die Zukunft derer, die von die­sen Ent­schei­dun­gen am meis­ten betrof­fen sind, näm­lich Kin­der und Jugend­li­che. Wenigs­tens auf Bezirks­ebe­ne darf man in Ber­lin ja schon ab 16 wäh­len. Ich hof­fe alle, die das hier lesen, machen das!”

Fridays For Future ist eine sehr gro­ße Bewe­gung, an der vor allem Jugend­li­che teil­ge­nom­men haben. Die größ­te For­de­rung der Initia­ti­ve besteht in der Ein­hal­tung des 1,5‑Grad-Ziels, so wie es im Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men ver­ein­bart wur­de. Wel­che Schrit­te sind kon­kret nötig, um die­ses zu errei­chen?

„Ich bin wahn­sin­nig froh, dass Fri­days for Future poli­tisch sol­chen Druck machen, damit end­lich wirk­sa­me Maß­nah­men gegen die Kli­ma­kri­se ergrif­fen wer­den! Als Grü­ne wol­len wir ein Kli­ma­schutz­ge­setz ein­füh­ren, um das ver­blei­ben­de CO2-Bud­get auf Basis des Pari­ser Abkom­mens nicht zu überschreiten. 

Wir wol­len einen CO2-Preis ein­füh­ren, begin­nend bei 60€ und dann anstei­gend. Bis 2030 wol­len wir nur noch Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len in ganz Deutsch­land – Schluss mit dre­cki­gen Koh­le­kraft­wer­ken! Und wir wer­den uns auf euro­päi­scher und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne dafür ein­set­zen, dass mög­lichst vie­le Län­der mit­zie­hen, denn nur dann haben wir eine Chan­ce, das 1,5°C‑Ziel zu erreichen.“

Sind Sie der Mei­nung, dass gen­der­ge­rech­te Spra­che zur Gleich­be­rech­ti­gung bei­trägt?

„Ich habe Wirt­schafts­in­for­ma­tik stu­diert und spä­ter einen Dok­tor in Gen­der Stu­dies gemacht. Denn gera­de im tech­ni­schen Bereich ist es unüber­seh­bar, wie weit wir von ech­ter Gleich­be­rech­ti­gung noch weg sind. Inklu­si­ve und geschlech­ter­ge­rech­te Spra­che allein wird das nicht lösen, aber Spra­che prägt unser Den­ken und Han­deln. Es gibt Stu­di­en, die ganz klar zei­gen, dass sich Mäd­chen weni­ger ange­spro­chen füh­len, wenn immer nur in der männ­li­chen Form gespro­chen wird, als wenn es auch mal um Pro­gram­mie­re­rin­nen geht. 

Ich selbst will nicht nur mit­ge­meint sein, son­dern mich auch ange­spro­chen füh­len und ich fin­de, das steht allen Men­schen zu. Und so schwer ist es ja jetzt auch nicht, von ‚Schü­lern und Schü­le­rin­nen’ oder noch bes­ser von ‚Schüler*innen’ zu schrei­ben und zu spre­chen. Wer das schon als rie­si­ges Pro­blem sieht, dem möch­te ich ungern grö­ße­re poli­ti­sche Auf­ga­ben anvertrauen.”

Die Redak­ti­on bedankt sich für das Inter­view. Das Super­wahl­jahr 2021 wird gro­ße Aus­wir­kun­gen auf die kom­men­den vier Jah­re haben. Die Her­der­zei­tung sprach des­halb auch mit ande­ren Kan­di­da­ten für den Bun­des­tag im Bezirk Lichtenberg.

Bild: Lau­ra Sophie Dorn­heim (pri­vat)
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